Diabetischer Fuß / Chronische Wunden 

Ca. 7 Prozent aller Diabetiker erleiden vor allem im Fußbereich Erkrankungen durch gefäßbedingte Mangeldurchblutung, dadurch verringerte Sauerstoffversorgung und Nervenfunktionsstörungen, darunter insbesondere Verlust des Schmerzempfindens (diabetische Neuropathie). Schon minimale Verletzungen, z. B. eine Schnittwunde während des Fußnägel Schneidens oder ein kleines Druckgeschwür können sich dann zu einer nicht heilenden, chronischen Wunde entwickeln. 70 Prozent der in Deutschland durchgeführten Amputationen an Fuß oder Bein, die nicht durch Unfälle bedingt werden, sind die Folge solcher chronischen Wunden.

Diabetischer Fuß: Rechtzeitige Anwendung der HBO vermeidet bzw. begrenzt Amputationen

Die rechtzeitige Anwendung der HBO bewirkt in geeigneten Fällen eine erhöhte Sauerstoffversorgung und bessere Durchblutung und führt damit zur Heilung chronischer Wunden, wodurch sich eine anbahnende Amputation vermeiden oder begrenzen lässt. Die Behandlung des Diabetischen Fußes mit hyperbarem Sauerstoff wirkt entzündungshemmend. Es bilden sich neues Gewebe und neue Blutgefäße im Wundbereich und am Wundrand. Durch den Wechsel von Sauerstoffmangel und Sauerstoffüberversorgung wird die Reifung der neugebildeten Gewebe und Gefäße beschleunigt.

Durch ein sogenanntes Sauerstoff-Mapping wird vorab  die Eignung der Wunde für eine erfolgreiche HBO-Behandlung ermittelt. Zeigt die Sauerstoffpartialdruckmessung am Wundrand einen ausreichenden Anstieg bei Sauerstoffatmung bestehen bei rechtzeitiger Anwendung sehr gute Wundheilungschancen. Weitere Komplikationen bis hin zur Amputation werden verhindert oder verringert. Wenn eine Wunde in 30 Tagen nicht heilt, soll die Behandlungsmöglichkeit mit HBO durch die Partialdruckmessung geklärt, und die Therapie kurzfristig begonnen werden. Ist die Wunde schon so weit fortgeschritten, dass eine Heilung ohne Amputation aussichtslos erscheint, kann wenigstens der Umfang der Amputation begrenzt werden.

Diabetisches Fußsyndrom: Ambulante HBO-Therapie ist Kassenleistung

Die Kostenübernahme ist inzwischen auch für gesetzlich versicherte Patienten gesichert: Ein dazu im September 2017 gefasster Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) trat im Januar 2018 in Kraft. Die HBO-Therapie darf damit als Behandlungsmethode auch in der vertragsärztlichen Versorgung angewendet werden, wenn bereits Standardtherapien ohne Erfolg durchgeführt wurden und der Schweregrad der Wunde Schädigungen der Gelenkkapsel oder Sehnen einschließt („Wagner-Stadium II“).

Bereits durch die Entscheidung des Bundessozialgerichts (BSG) vom 07.05.2013 haben gesetzlich versicherte Patienten, die unter diabetischem Fußsyndrom ab Stadium Wagner III leiden, einen Anspruch auf Kostenübernahme gegenüber ihrer Krankenkasse, auch bei einer ambulant durchgeführten HBO-Behandlung.

Die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW e.V.) veröffentlichte zusammen mit weiteren Fachgesellschaften die aktuellen Leitlinie der AWMF „S 3 Leitlinie zur Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz vom 12.06.2012“ und empfahl darin den Einsatz der HBO bei Diabetischem Fußsyndrom, da im Vergleich zu anderen physikalischen Maßnahmen die beste Evidenz vorliegt. Ihre Anwendung sollte erfolgen, um drohende Amputationen zu vermeiden. „Die Stärke dieser einstimmig konsentierten Empfehlung entspricht der Qualität der vorliegenden Daten.“

In seinem am 02.06.2016 veröffentlichten Abschlussbericht zur HBO bei Diabetischem Fußsyndrom stellte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen „Anhaltspunkt für einen Nutzen“ der HBO-Therapie bei Wundheilung und Wundverschluss fest. Das IQWiG kommt zu dem Ergebnis: „Wunden können mit zusätzlicher HBO besser heilen.“

Was können Sie tun?

Sprechen Sie Ihren Arzt auf die hyperbare Sauerstofftherapie an. Obwohl immer mehr Ärzte die Therapie als zusätzliche Maßnahme und echte Chance für den Patienten befürworten, kann es sein, dass gerade Ihr Arzt diese noch nicht kennt. Zusammen mit Ihrem Arzt arbeitet der Druckkammer-Arzt ein auf Ihre Beschwerden abgestimmtes Behandlungsprogramm aus. Es entsteht ein „Hand-in-Hand-Arbeiten“ von Ärzten und Patient.

Für den Heilungsprozess einer Wunde bedarf es einer Vielzahl von Vorgängen die im geschädigten Gewebe fein reguliert ablaufen müssen. Verschmutzungen und Infektionen müssen wirkungsvoll bekämpft werden, jedoch müssen diese Entzündungsprozesse auch zum rechten Zeitpunkt wieder abklingen, damit eine Regeneration des Bindegewebes stattfinden kann. Für viele dieser Schritte ist eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff essentiell.

Können die natürlichen Regenerationsprozesse nicht ungestört ablaufen und eine Wunde heilt auch nach mehreren Wochen adäquater Therapie nicht ab, spricht man von einer chronischen Wunde. Häufig ist eine Durchblutungsstörung die Ursache. Ein gewisses Maß an Sauerstoffunterversorgung im Wundgebiet ist normal und das Gefälle zwischen sauerstoffversorgtem Wundrand und sauerstoffarmem Wundgrund für die Initiierung des Heilungsprozesses sogar förderlich. Ein zu ausgeprägter Sauerstoffmangel verhindert jedoch die Wundheilung und führt zu einer gesteigerten Wundinfektionsrate.

Die hyperbare Oxygenierung kann in diesem Fall den entscheidenden Impuls zur Wundheilung geben. Es sind viele Forschungsergebnisse bekannt, die zeigen, dass vorübergehende Hyperoxygenierung von schlecht durchbluteten Wunden durch hyperbare Sauerstofftherapie Blockaden der Wundheilung abschwächen und eine Kaskade von biochemischen Prozessen in Gang setzten, die zur Wundheilung beitragen.

Kostenübernahme

Private Krankenversicherungen und Beihilfestellen entscheiden nach den individuellen Bedürfnissen ihres Versicherten. Kostenübernahmen sind hier die Regel. Sie erfolgen auf der Basis der Gebührenordnung Ärzte (GOÄ). Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten seit einem Urteil des Bundessozialgerichtshofs. Dies erfolgt nach entsprechender Indikationsstellung durch den behandelnden Fach- oder Druckkammer-Arzt unter den oben genannten Voraussetzungen.

Was kann der Patient tun?

Sprechen Sie Ihren Arzt auf die hyperbare Sauerstofftherapie an. Obwohl immer mehr Ärzte die Therapie als zusätzliche Maßnahme und echte Chance für den Patienten befürworten, kann es sein, dass gerade Ihr Arzt diese noch nicht kennt. Zusammen mit Ihrem Arzt arbeitet der Druckkammer-Arzt ein auf Ihre Beschwerden abgestimmtes Behandlungsprogramm aus. Es entsteht ein „Hand-in-Hand-Arbeiten“ von Ärzten und Patient.

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