Für Patienten: Was ist HBO?

Die Hyperbare Sauerstofftherapie ist eine schulmedizinisch abgesicherte Behandlungsmethode, die ihre Ursprünge in der Tauchmedizin hat und seit Jahrzehnten ebenso als einzig wirksame und lebensrettende Therapie bei CO-Intoxikationen (Rauchgasvergiftungen) angewandt wird.

Seit den 60er Jahren kommt sie auch bei der Behandlung von Erkrankungen zum Einsatz, deren Ursache ein Sauerstoffmangel im Zellgewebe ist. So kann hyperbarer Sauerstoff z.B. bei chronischen Wunden wie dem Diabetischen Fußsyndrom, akuten Hörstörungen, späten Bestrahlungsfolgen nach einer Krebstherapie oder aseptischen Knochennekrosen und Knochenmarködemsyndromen wirkungsvoll zum Einsatz kommen.

Die Hyperbare Sauerstofftherapie wird häufig abgekürzt als „HBO“ (für „hyperbare Oxygenation“) bezeichnet. Angloamerikanisch ist auch „HBO2“ für „hyperbaric oxygen“ üblich.

HBO: Sauerstoff + Überdruck heilt kranke Gewebe und Nervenzellen

Die HBO-Druckkammerbehandlung besteht aus der Kombination zweier grundlegenden Bedingungen:

  1. Der Patient atmet 100% medizinisch reinen Sauerstoff (O2)
  2. Der Patient wird in der Therapie-Druckkammer einem relativen Überdruck ausgesetzt, wobei der therapeutisch genutzte Druckbereich in der Regel zwischen 150kPa und 300 kPa (1,5 – 3,0 bar) absolut liegt

Fehlt eine der beiden Bedingungen, sind die physikalischen u. physiologischen Bedingungen für die hyperbare Sauerstofftherapie nicht erfüllt. Die HBO-Druckkammerbehandlung stellt die Voraussetzung dar, um krankheitsbedingt sauerstoffunterversorgtes Zellgewebe ausreichend zu versorgen und somit u.a. die Zellteilung, Zellneubildung, Blutgefäßneubildung zu ermöglichen.

Alle anderen „Sauerstoffanwendungen“ erfüllen somit schon prinzipiell nicht die Voraussetzungen und sind in der Effektivität nicht vergleichbar.

  • HBO: Sauerstoff + Überdruck = Medizinische Wissenschaft
  • NBO¹: Sauerstoff + Umgebungsdruck = Naturheilverfahren/Wellness [¹Normobare Sauerstofftherapien unter normalen Druckbedingungen]

Zuerst werden Patientinnen und Patienten gründlich auf ihre Druckkammertauglichkeit untersucht. Während der HBO-Behandlung atmen sie über ein Schlauch-Maskensystem oder ein Kopfzelt medizinischen Sauerstoff. Die HBO-Behandlung wird in Deutschland in modernen und komfortablen Mehrplatz-Druckkammern durchgeführt und ist angenehm und entspannend.

Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie werden auch schlecht durchblutete Gewebe im Körper ausreichend mit medizinischem Sauerstoff versorgt, die unter normalen Druckbedingungen nur unzureichend versorgt würden. Insbesondere schlecht durchblutete oder entzündete Zellgewebe können durch die HBO erfolgreich therapiert werden, weil kleine Blutgefäße, Knochen- und Bindegewebe neu gebildet werden, die körpereigene Abwehr angeregt wird, Ödeme abschwellen und der Zellstoffwechsel normalisiert werden. Dies sind nur einige der therapeutischen Effekte der Sauerstoff-Überdruck-Behandlung (HBO), die erklären, warum diese Therapie bei zahlreichen, grundverschiedenen Indikationen erfolgreich zum Einsatz kommt.

Bereits aus der Antike wird von Überdruckbehandlungen berichtet. Im 19. Jahrhundert erfolgte erstmals die klinische Anwendung im Zusammenhang mit der Taucherkrankheit. Im Jahre 1887 beschrieb der französische Physiologe Paul Bert die Ursache der Taucherkrankheit und legte den Grundstein zur Behandlung in der Druckkammer. Ende der 50er Jahre wurden wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, wobei nachgewiesen wurde, dass ein Leben ohne rote Blutkörperchen in einer Druckkammer unter medizinischer Sauerstoffatmung möglich ist, da sich mit HBO der Gesamtbedarf des Körpers mit dem im Plasma physikalisch gelösten Sauerstoff decken lässt. 1960 bekämpfte Prof. Boerema erstmalig mit HBO erfolgreich eine Gasbrandinfektion. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Behandlungsmethode weltweit eingeführt. So sind z.B. derzeit in der VR China 1800 Druckkammern in Betrieb, in Japan 800 und in Deutschland ca. 40.

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