HBO-Therapie bei vaskulären Kopfschmerzen

Der Einsatz der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) nach den Qualitätsstandards der GTÜM (Ges. f. Tauch- und Überdruckmedizin e.V.) und des VDD e.V. (Verband Deutscher Druckkammerzentren e.V.) ist bei der o.g. Indikation in folgenden Fällen sinnvoll:

Therapieresistente Fälle mit lang anhaltenden Beschwerden von

  • Migräne
  • Cluster-Kopfschmerz

Vaskuläre Kopfschmerzen im Sinne von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen nach der Klassifikation der International Headache Society (IHS) 1988 (13) bzw. der Empfehlung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft 1992 (25)

Adjuvante HBO-Therapie als neuer Ansatz bei Therapieresistenz und Arznei-Intoleranz

Bereits das Atmen von reinem Sauerstoff bei normalem Umgebungsdruck stellt eine etablierte Behandlung der Migräne dar (siehe DÄB). Vor allem in therapieresistenten Fällen mit zu lang anhaltender (mehrtägiger) Anfallsdauer und bei zunehmender Arzneimittel-Intoleranz kann die Therapie mit HBO im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes helfen. Durch die vermehrte Zufuhr von Hyperbarem Sauerstoff unter der HBO-Therapie in der Druckkammer wird die Schwellung der Nervenzellen reduziert. Sauerstoff führt zur Gefäßzusammenziehung und damit Ausschwemmung der Ödeme mit anschließender Verbesserung der Durchblutung. Der Zellstoffwechsel normalisiert sich. Der akute Anfall wird oft schon nach wenigen Atemzügen O2 unter hyperbaren Bedingungen beendet, die Patienten werden beinahe schlagartig schmerzfrei (Evidenzklasse 1).

Eine Anfallfrequenzminderungbis hin zur kompletten Beschwerdefreiheit ist nach den vorliegenden Erfahrungen wahrscheinlich, auch wenn die Rationale dazu aus der Literatur und dem pathophysiologischen Kenntnisstand noch nicht ohne weiteres nachvollziehbar ist.

Die Einnahme von zum Teil teuren und immer wieder auch mit Nebenwirkungen behafteten Medikamente kann mit Hilfe der HBO reduziert oder vermieden werden ‑ ein Effekt, der auch zu einer Budgetentlastung beitragen kann. Eine Progredienz von beeinträchtigenden Nebenwirkungen längerfristiger Medikationen mit hochpotenten Antiphlogistika, Ergotaminderivaten oder Serotoninantagonisten kann vermieden werden. Die bisherigen Ergebnisse geben für in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkte Patienten Anlass zu neuer Hoffnung. Eine Chronifizierung des Beschwerdebildes, eine Ausweitung der Sekundärschädigungen durch Medikamentennebenwirkungen sowie kostenintensive rezidivierende Ausfallszeiten können vermindert werden. Durch die Zusammenarbeit der beteiligten Fachdisziplinen und durch Einsatz der HBO im Rahmen einer frühzeitigen ambulanten Versorgung kann eine häufig langwierig rezidivierende und möglicherweise nebenwirkungsträchtige Therapie abgekürzt werden.

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