Therapieresistente Infektionen behandeln mit hyperbarem Sauerstoff

Durch seine direkte Wirkung auf Bakterien, Verbesserung der zellulären Abwehrmechanismen des Körpers und synergistische Effekte auf die Wirkung von Antibiotika ist die HBO in Kombination mit Chirurgie und Antibiotika als adjuvante Therapie extrem nützlich bei der Behandlung von Gewebsinfektionen sowohl mit anaeroben als auch aeroben Bakterien in hypoxischen Wunden und Geweben. Ihre Nützlichkeit wurde klar belegt mit einer großen Zahl von in vitro und in vivo experimenteller Forschung und im Weiteren bestätigt durch extensive klinische Serien. Der Vorteil, den die HBO im Bereich infektiöser Erkrankungen bewirkt ist vor allem auf die adäquate Wiederherstellung normaler oder übernormaler Sauerstoffpartialdrücke in hypoxischen infizierten Geweben zurückzuführen.

Adjuvanter Einsatz der HBO-Therapie zur Infektionsprophylaxe sowie bei chronischen Infektionen

Die Verabreichung von erhöhten Sauerstofffraktionen (normobar) bei der Anaesthesie zur Infektionsprophylaxe wird zunehmend in der Chirurgie, speziell der Bauchchirurgie eingesetzt. Bereits 1961 berichteten Brummelkamp & Boerema über die erste erfolgreiche Behandlung eines Gasbrandes beim Menschen mit HBO als Adjuvans. Einige Jahre später erkannte man die chronische Osteomyelitis als Indikation für die HBO bei Infektionen an. (Evidenzklasse II /1a beim diabetischen Fuß). In den letzten Jahrzenten wurden sehr viele experimentelle und klinische Forschungsergebnisse über die Effekte von Sauerstoff im Überdruck auf Bakterien, die körpereigenen Infektabwehrmechanismen und die Heilungsprozesse veröffentlicht.

Hyperbarer Sauerstoff (HBO) wird weltweit bei einem Evidenzgrad 1a zur adjuvanten Behandlung des Gasbrandes eingesetzt. Auch der deutsche gemeinsame Bundesausschuss (g.BA) hat den hohen Evidenzgrad bestätigt und den Einsatz bei clostridialen Weichteilinfektionen zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen zugelassen.

Bei weiteren Infektionen wird die HBO weltweit auf Basis von Studien eingesetzt. Der Evidenzgrad der klinischen Studien ist dabei unterschiedlich und zum Teil schwach. Häufig sind Studien nicht möglich gewesen, weil Rekrutierungsprobleme bestehen oder weil eine Randomisierung bei den oft kritisch Kranken nicht machbar war. Das Fehlen von Studien mit hohem Evidenzgrad bedeutet jedoch nicht, dass die HBO in diesem Einsatzgebiet „unwirksam“ ist. Es fehlt jedoch für einen Teil der Infektionen der belastbare Wirksamkeitsnachweis.

Die Rationale für den Einsatz der HBO bei ausgewählten infektiösen Prozessen ist durch zahlreiche in Vitro und experimentelle Studien sicher belegt. Damit rechtfertigt sich der adjuvante Einsatz der HBO insbesondere bei sonst therapieresistenten Infektionen, wie

Spezifische Effekte der Hyperbaren Sauerstofftherapie bei therapieresistenten Infektionen

  • Die Steigerung des Sauerstoffpartialdruckes in ischämischen Geweben verbessert die Wirkung von Antibiotika wie Aminoglykoside, einiger Sulfonamide, der Fluorquinolone, von Vancomycin und Trimethoprim.
  • Die Hemmung einiger Reaktionen im Rahmen der bakteriellen Biosynthese wie die Verstärkung von Sulfonamiden und Verlängerung der postantibiotischen Effekte von Aminoglykosiden bei von Pseudomonas verursachten Infektionen.
  • Die Veränderung des Redoxpotentials von Bakterien kombiniert mit einer Vermehrung von reaktiven Zwischenprodukten wie Nitrofurantoin und geminderter Wirkung von antimikrobiellen Stoffen wie Metronidazol, das ein niedriges Redoxpotential braucht.

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