Grundlagen der HBO-Therapie

Die Hyperbare Sauerstofftherapie wird häufig abgekürzt als „HBO“ (für „hyperbare Oxygenation“) bezeichnet. Angloamerikanisch ist auch „HBO²“ für „hyperbaric oxygen“ üblich. In die „Internationale Klassifikation der Prozeduren in der Medizin“ (ICPM) ist die HBO unter No. 8-761 ICPM aufgenommen.

Als medizinische Therapiemethode macht die HBO-Therapie die Kombination zweier grundlegender Maßnahmen aus. Fehlt einer der beiden Voraussetzungen, so handelt es sich nicht um HBO (Kindwall 1994, Oriani et al. 1996, Camporesi 1996, Perret 1995, Almeling & Welslau 1996):

a) der Patient atmet 100% O²,

b) der Patient wird einem Überdruck ausgesetzt, wobei der therapeutisch genutzte Druckbereich zwischen 150 kPa und 300 kPa (1,5–3,0 bar absolut / 0,5–2,0 bar Überdruck) liegt.

Eine einzelne Behandlung dauert indikationsabhängig zwischen etwa 45 Minuten und über 6 Stunden. Die untere Grenze wird dabei z.B. bei der Behandlung von ZNS-Störungen wie Migräne oder Apoplex empfohlen, die sehr langen Behandlungen werden in der Akuttherapie von Dekompressionskrankheit und arterieller Gasembolie erforderlich (Kindwall 1994, Oriani et al. 1996, Camporesi 1996, Perret 1995, Almeling & Welslau 1996, siehe auch entsprechende Argumentationen zu den einzelnen Indikationen).

Die erforderliche Zahl von Einzelbehandlungen in einer Therapie liegt je nach Indikation zwischen einer und i.d.R. bis zu dreißig oder mehr Behandlungen. Der individuelle Krankheitsverlauf unter der Therapie ist hier entscheidend. Z.B. reicht bei der verzugslosen Druckkammertherapie einer leichten Dekompressionskrankheit häufig eine Behandlung aus, während die verzögert (erst mehrere Stunden nach Symptomentstehung) initiierte Druckkammertherapie schwerer Dekompressionskrankheiten im Einzelfall sogar 50 und mehr Behandlungen erfordern kann, bis es zu einer Restitutio oder zu einem Plateau in der Symptombesserung kommt (Kindwall 1994, Oriani et al. 1996, Camporesi 1996, Perret 1995, siehe auch entsprechende Argumentationen zu den einzelnen Indikationen).

Die Frequenz der Behandlungen während einer Therapie richtet sich nach der Diagnose und der individuellen Krankheitsentwicklung unter der Therapie. Sind bei lebensbedrohlichen Notfallbehandlungen von Patienten mit clostridialer Myonekrose z.B. in den ersten 24 Stunden drei Einzelbehandlungen erforderlich, so werden in der Behandlung von chronischen Problemwunden bei diabetischem Fußsyndrom in verschiedenen Studien fünf bis sechs Einzelbehandlungen pro Woche durchgeführt (Kindwall 1994, Oriani et al. 1996, Camporesi 1996, Perret 1995).