Die Hyperbarmedizin verliert einen Standort in Deutschland. Zum 20.12.2014 schließt das Institut für Überdruck-Medizin HBO Regensburg, das auch Mitglied im Verband Deutscher Druckkammerzentren (VDD) war. „Damit wird die Notfallversorgung für Rauchgas- und Tauchunfall-Opfer mit der lebensrettenden hyperbaren Sauerstofftherapie hierzulande weiter erschwert“, bedauert Michael Kemmerer, Vorsitzender des VDD, den Verlust an bestmöglicher medizinischer Versorgung.

Trotz der Kooperation mit dem Regensburger St. Josef Krankenhaus, durch die etliche Patienten in lebensbedrohlichen Situationen in den letzten drei Jahren nach bestem medizinischem Standard erfolgreich versorgt werden konnten, bestand seitens des Ministeriums und der gesetzlichen Krankenkasse kein Interesse an der finanziellen Unterstützung einer 24-Stunden-Notfallbereitschaft. Auch für die von Notärzten angeordnete HBO-Therapie blieb das Druckkammerzentrum, sprich: sein Betreiber Dr. Urs Braumandl, meist auf einem Teil seiner Behandlungskosten sitzen, weil sich die Honorierung über die von den Kassen genehmigten Fallpauschalen nicht erlösen ließ. „Es ist eine Schande, dass es nicht gelungen ist, die Druckkammer hier in Deutschland für die Behandlung von Patienten zu halten“, sagt Dr. Michael Pawlik, Direktor der Klinik für Intensiv- und Notfallmedizin am Caritaskrankenhaus St. Josef.  Obwohl nicht zur Notfallbereitschaft verpflichtet, meldete Dr. Braumandl seine Druckkammer regelmäßig sofort einsatzbereit, wenn es ihm gelang, schnell eine Notbesetzung zu organisieren. Bisweilen wurden Notfälle bis aus Norddeutschland nach Regensburg geflogen.

„Leider ist es in Regensburg nicht gelungen, eine 24-Stunden-Notfallversorgung zu etablieren. Und dies trotz bester Voraussetzungen an Infrastruktur und einem hochkompetenten und bis in die Fingerspitzen motivierten Arzt“, so Kemmerer. „Wir sind überaus dankbar für das langjährige Engagement von Dr. Urs Braumandl in unserem Verband, die HBO-Therapie in Deutschland als eine schulmedizinisch abgesicherte Behandlungsmethode in Deutschland zu etablieren.“

Die verbleibenden Druckkammern in Bayern sind in Murnau, München und Traunstein, sie decken nur noch den Süden des Bundeslandes ab. Einzig Murnau verfügt über eine gesicherte 24-Stunden-Bereitschaft. Dabei gibt es in Deutschland ein Erfolgsbeispiel: Seit 2012 ist in Hessen die Notfallversorgung mit HBO-Therapie gesetzlich geregelt. Das Druckkammerzentrum Wiesbaden erhielt den Versorgungsauftrag für die Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft. Einige der Notfallbehandlungen sind Unfallopfer, die aus anderen Bundesländern nach Hessen gebracht werden. „Allein dies belegt, wie sehr in Deutschland für Notfälle bereitstehende Druckkammern fehlen“, betont Kemmerer. Oft erhalten, wenn keine unmittelbare Lebensgefahr besteht, Rauchgas- oder CO-Vergiftete gar keine HBO-Therapie. Damit werden allerdings neurologische Spätschäden bei diesen Patienten in Kauf genommen.

Die Mittelbayerische Zeitung berichtete im November 2014 ausführlich über die Schließung von HBO Regensburg.

Auch das Bayerische Fernsehen berichtete über die nunmehr verschlechterte Notfallversorgung der Bevölkerung mit der Hyperbaren Sauerstofftherapie in dem Beitrag „Ungesunde Entwicklung“ vom 09.12.2014.

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