HBO-Therapie bei akuten Apoplex- und chronischen Apoplex-Folgen

Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) kann als adjuvante Behandlung neben der Antikoagulation mit Heparin und der rheologischen Therapie im akuten und subakuten Stadium der cerebralen Ischämie eingesetzt werden. Bei reversiblen cerebralen Durchblutungsstörungen (TIA, PRIND) kann sie eingesetzt werden, um den Erholungsvorgang zu unterstützen. Chronische oder rezidivierende Symptome infolge einer arteriosklerotisch bedingten cerebralen hämodynamischen Insuffizienz können durch Steigerung des Sauerstoffgehaltes im Blut durch wiederholte hyperbare Oxygenierung günstig beeinflusst werden. Im Rahmen der Behandlung des manifesten Hirninfarktes kann die HBO als adjuvante Therapieform neben der Antikoagulation durch Reduktion des vasogen-cytotoxischen Ödems und über ein gesteigertes Sauerstoffangebot zur Minderung der Infarktgröße beitragen. Über eine Vervielfachung des arteriellen O2-Partialdruckes können mit Hilfe der HBO auch minderperfundierte Gewebsbezirke innerhalb der Penumbra mit Sauerstoff versorgt werden.

Spezifische Effekte der HBO in der akuten Phase des cerebralen ischämischen Insults sowie bei chronischen cerebralen Zirkulationsstörungen

  • Unter Druck im Plasma gelöster Sauerstoff kann den arteriellen O2-Partialdruck derart erhöhen, daß die Versorgung des Gewebes nicht mehr an das Vorhandensein von Hämoglobin als Transportmolekül gebunden ist, sondern ausschließlich über den im Plasma gelösten O2 erfolgen kann. Bedeutsam wird dieser Effekt, wenn aufgrund einer durch Endothelschäden verursachten Viskositätszunahme des Blutes im Bereich der Mikrozirkulation der Strom der Erythrozyten stark verlangsamt bzw. unterbrochen wird: Der noch vorhandene Plasmastrom in den Kapillaren kann den Sauerstofftransport zum Gewebe dann aufrechterhalten.
  • Die Versorgung ischämischer Gewebeareale per Diffusion wird über die Anhebung des Gradienten zwischen dem hohem O2-Partialdruck in offenen, blutdurchströmten Kapillaren und dem niedrigen pO2 innerhalb verschlossener Kapillaren ermöglicht. Da das Gehirn ein kapillarreiches Gewebe darstellt, kann dieser Mechanismus zur Versorgung ischämischer Hirnareale nach Verschluss der sie versorgenden Gefäße beitragen.
  • Die HBO entfaltet einen antiödematösen Effekt über eine Vasokonstriktion. Der Hypoxie – induzierten Vasodilatation mit Extravasation von Plasmaproteinen und freiem Wasser im Bereich ischämischer Hirnareale wird entgegengewirkt. Auf diese Weise wird die Blut – Hirn – Schranke stabilisiert.
  • Die HBO reduziert das zytotoxische Ödem. Durch die Erhöhung des intrazellulären pO2 wird der zelluläre oxidative Energiestoffwechsel aufrechterhalten. Dadurch stehen weiterhin ausreichende Mengen von ATP für den Betrieb der membranständigen Ionenpumpen zur Verfügung.

Risiken und Wirtschaftlichkeit der HBO-Therapie bei Schlaganfallpatienten

Die Risiken der HBO-Therapie für die hier genannten Behandlungsindikationen sind mit denen bei anderen Behandlungsindikationen vergleichbar, s. „Risiken und Nebenwirkungen der HBO-Therapie“. Die Wirtschaftlichkeit der HBO in der Therapie der akuten und subakuten cerebralen Ischämie muss anhand der potentiellen Reduktion der Anzahl dauerhaft cerebral geschädigter Patienten gemessen werden, die nicht mehr in die Berufstätigkeit zurückkehren. Der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden ist beträchtlich, da eine große Zahl der Patienten noch berufstätig ist. Maßnahmen, die eine Reduktion der Anzahl intensiv- bzw. dauerhaft pflegebedürftiger Patienten zur Folge haben, bedeuten daher eine enorme finanzielle Entlastung der jeweiligen Kostenträger (Kassen, Rentenversicherungen, Sozialämter etc.). Angesichts der Kosten und Erfolgsquoten der gegenwärtig üblichen Therapiemaßnahmen kann erwartet werden, dass die HBO ein kosteneffektives Heilverfahren darstellt.

Weitere Informationen und Downloads

  • Hyperbaric Oxygen Induces Late Neuroplasticity in Post Stroke Patients – Randomized, Prospective Trial. Shai Efrati, Gregori Fishlev, Yair Bechor, Olga Volkov, Jacob Bergan, Kostantin Kliakhandler,Izhak Kamiager, Nachum Gal, Mony Friedman, Eshel Ben-Jacob, Haim Golan  PLOS ONE, January 2013, volume 8, Issue 1, e53716

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