Akute Innenohr-Erkrankungen

Beim akuten Hörsturz kommt es zu einem ohne erkennbare Ursache plötzlichen und meist einseitig einsetzenden Hörverlust. Der Hörverlust variiert stark in seiner Ausprägung und kann nur wenige Frequenzen betreffen oder auf alle Frequenzen ausgedehnt sein. Männer und Frauen sind dabei gleich häufig betroffen, häufig tritt ein Hörsturz zwischen dem 43. und dem 53. Lebensjahr auf. Nicht selten geht der Hörverlust mit sogenannten „Vestibulären Symptomen“ (z.B. Schwindel) einher. Patienten mit nur geringem Hörverlust haben eine gute Aussicht, ihr Gehör spontan wieder voll zu erlangen. Die Ursache des Hörsturzes ist bisher nicht genau geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zu veränderten Durchblutungsverhältnissen im Innenohr führen.

Wenn Hörstörungen und Ohrgeräusche innerhalb von 1-2 Tagen nicht von selbst verschwinden, muss rasch ein HNO-Arzt aufgesucht werden, um die Beschwerden abzuklären. Zeigt die fachärztliche Behandlung, z.B. mit Tabletten und/oder Cortison, keinen zufrieden stellenden Erfolg, haben Patienten mit der Hyperbaren Sauerstofftherapie eine zusätzliche Chance auf Heilung oder Linderung. Der Ansatz der HBO-Therapie besteht darin, die Versorgung der Haarzellen, welche im gesunden Ohr durch Diffusion geschieht, auch unter den veränderten Durchblutungsverhältnissen sicher zu stellen.

In einer großen Übersichtsarbeit (Cochrane Review) konnte gezeigt werden, dass die HBO-Therapie das Hören nach akutem Hörsturz merklich (signifikant) verbessern kann. Hierbei können insbesondere jüngere Patienten (unter 50 Jahren) und Patienten mit mittelstark bis stark ausgeprägtem Hörsturz profitieren.
Nach Möglichkeit sollte eine HBO-Therapie innerhalb der ersten 2 Wochen nach Verlust des Gehörs eingeleitet werden, spätestens jedoch innerhalb der ersten drei Monate.

Gehörschädigungen durch Lärmeinfluss werden in verschiedene Gruppen eingeteilt: Je nach Intensität und Dauer der schädigend einwirkenden Schallwellen unterscheidet man zwischenakustischem Trauma, Knalltrauma, Explosionstrauma und akutem Lärmtrauma. Solch ein Schalltrauma kann zu Hörstörungen und Ohrgeräuschen (Tinnitus) führen.

Der Schalldruck führt dabei zum Zelluntergang an der Schnittstelle zwischen den akustischen mechanischen Schwingungen und den Nervensignalen in der Schnecke des Innenohrs (dem Corti-Organ), zu Schädigungen der äußeren Haarzellen, der Stützzellen und zu Schäden an vielen weiteren anatomischen Strukturen. Sauerstoffmangel in der Cochlea behindert den Funktionsstoffwechsel der Zellen, sodass es zum Hörverlust kommt.
Durch Steigerung des Sauerstoffpartialdruckes in der Cochlea und speziell im Bereich der Peri- und Endolymphe ist eine Beeinflussung der metabolisch gestörten Hörsinneszellen möglich. Da diese über keine blutversorgenden Gefäße verfügen, sondern auf die Sauerstoffversorgung mittels Diffusion angewiesen sind, kann grundsätzlich nur eine Erhöhung des umgebenden Sauerstoffpartialdruckes eine Sauerstoffmangelsituation ausgleichen helfen. Zusätzlich wirkt sich die hyperbare Sauerstofftherapie beim akuten Lärmtrauma positiv auf die Ödem-Bildung im geschädigten Innenohr aus.
Wichtig zu beachten ist, dass ein akuter durch ein Lärmtrauma aufgetretener Hörschaden in bis zur Hälfte der Fälle spontan wieder verschwindet. Diese spontanen Remissionen geschehen jedoch meist in den ersten 48 Stunden nach Lärmeinwirkung. Kommt es darüber hinaus nicht zur deutlichen Besserung der Symptome sollte eine hyperbare Sauerstofftherapie durchgeführt werden, da eine Spontanremission dann nur noch sehr selten zu erwarten ist.

In Privatversicherungen, über Beihilfe und durch die Berufsgenossenschaften versicherte Patienten erhalten die Therapiekosten in der Regel ersetzt. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen zurzeit die Behandlungskosten bei Hörsturz und Tinnitus nicht, mehr dazu s.  Stellungnahme des VDD e.V. zu IGeL-Leistungen für Hörsturzbehandlung (IGeL-Monitor MDS) vom 20.04.2013

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